CHRONIK
1813 – 1885
1813 gründet Johann Koch die Brennerei
. Das Herzogtum Oldenburg ist formell eine französische Provinz. Der Herzog ist zu Verwandten nach Rußland emigriert. Im Ammerland gilt die französische Amtssprache. Die Beamten sind auf Kaiser Napoleon vereidigt und der Louisdor ist die offizielle Währung. Unverheiratete Männer werden zum Militärdienst rekrutiert und überall sind französische Soldaten stationiert.
So auch im Alten Stadthaus.
Am 1. November 1813 geht die französische Herrschaft zu Ende. Russische Kosaken stoßen vor. Dann, beim Herbstmarkt, werfen junge Burschen von der Koch’schen Brennerei aus Steine über das Kirchendach. Auf der anderen Seite lagern die Franzosen. Sergeant Frochot lässt vor der Kirchentür antreten und über den Platz schießen. Anna Elisabeth Hinrichs wird tötlich getroffen und ein weiterer Marktbesucher erliegt später seinen Verletzungen.
Am 6. November nehmen vordringende Kosaken die Franzosen gefangen. Im Hause Koch finden die Kapitulationsverhandlungen statt. An den folgenden Tagen müssen die Russen verpflegt werden. Koch fordert:“ Da mein Haus an selbigen Tagen nie von Kosaken leer war, und sie mir immer selbst in die Brennerei gingen und nahmen, was sie wollten, rechne ich in allem 23 Reichstaler.“
In dieser unsteten Zeit beginnt die Geschichte des Alten Stadthauses.
1815: In den folgenden Jahren wird Genever produziert. Die Produktionsmenge beträgt 1814 17.587 Liter. Doch dann folgt 1815 ein tiefer Einschnitt. Von der Brennerei geht ein Brand aus, der in kurzer Zeit über 50 Gebäude vernichtet. Damit wird der bebaute Bereich um die 1123 erbaute Kirche völlig zerstört. Durch den Wiederaufbau entsteht der neue, großzügig angelegte heutige „Alte Marktplatz“. Nach dem Wiederaufbau steigt die Geneverproduktion stetig.
1820: Der Genever-Absatz geht bereits ins Jever- und Butjadingerland sowie ins Hannoversche.
1830: Die Konzession für die Koch’sche Kornbrennerei wird um 10 weitere Jahre verlängert.
1865: Der Betrieb wird, nachdem Johann Koch 52 Jahre lang alleiniger Inhaber war, von seinem Enkel Georg M. R. Meinecke übernommen.
1868: Ein neues Produktionsverfahren wird eingeführt. Das Endprodukt ähnelt einem reinen Kornbranntwein.
1872: Johann Koch stirbt im Alter von wahrscheinlich 89 Jahren.
1885: Die maschinelle Einrichtung wird verbessert zur besonders guten und unterschiedlich starken Verarbeitung des Maischgutes. Der Preis bei einem 43%-45%igem Kornbrannt liegt bei je 100 Litern um die 38 bis 45 Mark.
1936 – 1986
1936: Selbst gebrannt wird nur bis zum Beginn des 1. Weltkrieges, da dann die Kupferkessel für die Waffenproduktion abgegeben werden mussten. Nach dem Krieg wird zwar weiter produziert, aber nicht selbst gebrannt. Hans-Karl Helms, Ehemann einer Meinicke-Erbin, wird alleiniger Besitzer.
Später schließt er dem Betrieb eine Weinhandlung an.
1986: Das Weinhaus Koch
1994-2013
1994: Das Alte Stadthaus wird ein Hotel. Umfangreiche Sanierungsarbeiten sind in dem Baudenkmal notwendig. Gestalterisch fügt es sich harmonisch in die Baustruktur des Alten Marktes ein.
2013: Das Hotel Altes Stadthaus erfährt einen Besitzerwechsel. Gerhard Tromm und Hermann Börjes verkaufen das Hotel, dass sie seit 1994 nach erfolgreicher Renovierung zusammen mit dem Pächterehepaar Iris und Bernd Rimke geführt haben, an Hermann und Andrea Schüller. Miteigentümer und Geschäftsführer wird Bernd Rimke, der auch die Küche des Hotels leitet. Seine Frau Iris Rimke kümmert sich mit ihrem Team um die Gästebetreuung und -bewirtung. Andrea Schüller übernimmt das Marketing.
Geplant sind diverse Modernisierungen im Innen- und Außenbereich des Hotels.
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2020 Das Alte Stadthaus wird um ein weiteres historisches Hotel erweitert. Am 1. September 2020 verkauft Thomas Pech das historische Hotel Busch an die Hermann Schüller Immobilien GmbH & Co.KG.
Zusammen werden das Hotel Altes Stadthaus und das Hotel Busch nun unter der Dachmarke „Die historischen Gasthäuser am Markt“ weiter geführt. Geschäftsführer bleibt Bernd Rimke. Die Strategie des Verschmelzens beider Häuser hat ihren Ursprung in der gemeinsamen Geschichte von dem großen Stadtbrand in Westerstede im Jahr 1815, der in der Koch’schen Kornbrennerei, dem heutigen Alten Stadthaus, ausgebrochen war.
Die Westersteder Stadtväter, allen voran der Stadtplaner Amtmann Peter Ludwig Carl Friedrich von Negelein, nutzen nach dem Stadtbrand die Chance zu einer Neuordnung. So entsteht rund um die St.-Petri-Kirche ein großer Platz – der Alte Markt – umsäumt von städtischen Häusern und einem Verkehrswegenetz. Mit der Einführung von Gewerbefreiheit und Marktwesen wird Westerstede vom Kirchdorf zum gewerblichen Flecken.
Um auch auswärtigen Gästen einen Raum zu bieten, wird 1820 an dem Platz der niedergebrannten „Portmann’schen Wirtschaft von Quaden“ ein Neubau für ein Gasthaus mit imposanter, klassizistischer Fassade errichtet – eine wahre Zierde für den Alten Markt. Dieses stilvolle Gasthaus wird bis 1833 von Gottfried Lange aus Bremen geführt. Nach kurzem Besitz durch Renke Quaden folgt 1838 der Gastwirt Louis Busch, der dem stilvollen Hotel von hervorragendem und weltoffenem Ruf, seinen Namen gibt.